Oft haben Erwachsene es in jungen Jahren verpasst, Zahnfehlstellungen richten zu lassen oder ihre Zähne haben sich mit zunehmendem Alter erneut verschoben. Der Wunsch nach einem schönen Gebiss ist groß – doch lohnt sich eine Zahnkorrektur bei Erwachsenen? Die gute Nachricht: Ja, sie lohnt sich, denn ein schönes Gebiss aus gesunden, geraden Zähnen ist in jedem Alter wünschenswert und erreichbar. Fehlstellungen lassen sich immer behandeln - nur die Techniken unterscheiden sich.
Die Folgen von Zahnfehlstellungen können weitreichend sein und sich bei Betroffenen auch schwerwiegend auf die physische und psychische Gesundheit auswirken.
Mund und Gesicht haben für das Selbstwertgefühl des Menschen im Erwachsenenalter eine wesentliche Bedeutung. Lippen und Zähne gelten als ein Zeichen für Attraktivität. Wer mit seinen Zähnen nicht zufrieden ist, lächelt automatisch weniger. Das verursacht Stress und kann auf Dauer emotional belastend werden. Der psychische Zustand wiederum beeinflusst das Mundhygieneverhalten des Patienten und damit insgesamt seine Mundgesundheit.
Erschwerte Mundhygiene durch enge Zahnzwischenräume kann vermehrt zu Karies, Zahnfleischentzündungen und Entzündungen des Zahnhalteapparates führen – im schlimmsten Fall bis hin zum Verlust der Zähne.
Darüber hinaus kann es durch Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers zu Symptomen kommen, die auf den ersten Blick nichts mit dieser Störung zu tun haben. Unter anderem klagen Betroffene über Kiefer-, Kopf- oder Nackenschmerzen, auch Rückenschmerzen, Tinnitus und Sprachstörungen. Das liegt daran, dass Kiefer und Gebiss über Muskeln direkt oder indirekt mit dem gesamten Körper verbunden sind, so dass Zahn- und Kieferfehlstellungen eine regelrechte Kettenreaktion im Körper auslösen können.
Eine kieferorthopädische Zahnkorrektur im Erwachsenenalter ist daher nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern eine langfristige Investition in die Gesundheit.
Eine Zahnkorrektur bei Erwachsenen durchzuführen, ist langwieriger als bei jungen Menschen. Das Kieferwachstum ist abgeschlossen, die Reaktion der Gewebe auf kieferorthopädische Eingriffe und Heilungsprozesse dauern länger. Der Ersatz bereits fehlender oder der drohende Verlust locker sitzender oder beschädigter Zähne erfordern oft die Planung eines umfassenden kieferorthopädischen und zahnärztlichen Gesamtkonzeptes. Entzündungen des Zahnfleischs oder Zahnhalteapparats müssen vorab behandelt werden und gut ausgeheilt sein. Oft kommen Erwachsene zum Kieferorthopäden, weil sie lediglich ihre Frontzähne gerichtet haben möchten. Bei Zahnkorrekturen im Gebiss müssen jedoch auch die Seitenzähne in die Behandlungsmethode mit einbezogen werden, denn sonst können schmerzhafte Folgeerscheinungen auftreten.
Erwachsene verlangen oft nach einer Behandlungsmethode, die man nicht sieht. Die Aligner-Therapie ist eine kieferorthopädische Behandlungsmethode, die mit individuell gefertigten, dünnen und durchsichtigen Kunststoffschienen arbeitet. Mit den herausnehmbaren Zahnschienen kann der Kieferorthopäde leichte bis schwere Zahnfehlstellungen korrigieren.
Ein weiteres Hilfsmittel für die Zahnkorrektur bei Erwachsenen sind Brackets, die fest auf den Zähnen sitzen. Auch hier gibt es unauffälligere Lösungen, etwa zahnfarbene Keramikbrackets, die mit zahnfarbenbeschichteten Drähten verbunden werden. Nur sehr stark ausgeprägte Kieferfehlstellungen können einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen.
Welche Behandlungsmethode geboten ist, entscheidet der Kieferorthopäde oder Fachzahnarzt.
Die Kosten für eine Behandlung im Erwachsenenalter muss der Patient selbst übernehmen, da die gesetzlichen Krankenversicherungen ab dem 18. Lebensjahr nicht mehr dafür aufkommen. Eine Ausnahme wird nur bei Behandlungen gemacht, bei denen auch kieferchirurgisch eingegriffen wird.
Die Behandlungskosten für eine Zahnspange im Erwachsenenalter sind von verschiedenen Faktoren abhängig: von der Schwere der Fehlstellung, von der Wahl der kieferorthopädischen Apparatur, der Dauer der Behandlung sowie der Anzahl der zu behandelnden Kiefer. Bei einer Komplettbehandlung, die bis zu drei Jahre dauern kann, können schnell mehrere tausend Euro zusammenkommen. Sinnvoll kann daher der Abschluss einer Zahnzusatzversicherung sein, die auch kieferorthopädische Behandlungen einschließt. Immerhin: Den ersten Vorstellungsbesuch beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden bezahlt die Krankenkasse.
Ist die Zahnkorrektur durch eine Zahnspange abgeschlossen, beginnt die Nachsorge. Die Patientin oder der Patient sind immer am dauerhaften Behandlungserfolg beteiligt. Ein gutes Ergebnis zu erreichen ist das eine, die optimale Stellung der Zähne zu behalten, das andere. Dass sich Zähne ein Leben lang bewegen, ist leider kein Mythos. Man muss also daran arbeiten, das Ergebnis dauerhaft zu stabilisieren, etwa durch einen fest eingeklebten, unsichtbaren Retainer oder eine herausnehmbare Schiene.
Quellen: