Bei einer kieferorthopädischen Behandlung sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich. Die Therapie erstreckt sich über mehrere Monate oder Jahre. Die Digitalisierung hat längst in der modernen Kieferorthopädie Einzug gehalten, so dass der routinemäßige Besuch beim Kieferorthopäden alle vier Wochen heute nicht mehr Standard ist. Auch die Verwendung von Hightech-Materialien kann den Kontrollbesuch zum Austausch der bunten Gummiringe alle vier Wochen überflüssig machen.
Voraussetzung jeder kieferorthopädischen Therapie ist eine ausführliche Beratung, fundierte Anamnese und exakte Planung zur Bestimmung der individuellen Behandlungsoptionen. Durch die Verwendung intraoraler Scanner statt herkömmlicher Abdruckmaterialien, der Anfertigung digitaler Röntgenaufnahmen und Fotos profitiert der Patient bereits bei der kieferorthopädischen Diagnostik vom digitalen Workflow.
Anhand der digital angefertigten diagnostischen Unterlagen erstellt der Arzt ein individuelles medizinisches Behandlungskonzept für den Patienten. Da die vom Intraoralscan erzeugte Ansicht der Gebiss-Situation sofort am Bildschirm sichtbar ist, hat der Arzt die Möglichkeit, den Patienten sehr anschaulich "am Objekt" zu beraten. Dank spezieller Software kann zudem oftmals eine erste visuelle "Vorher-Nachher-Simulation" erstellt werden.
Die aus den Scans der Zähne und umgebenen Gewebe erzeugten Scan-Dateien bilden die Grundlage für die Planung und Konstruktion von kieferorthopädischen Geräten. So können z.B. Zahnschienen (Aligner, CMD-Schienen) oder andere herausnehmbare Zahnspangen im 3-Druck hergestellt werden.
Damit eine kieferorthopädische Behandlung sicher und zielgerichtet abläuft, braucht es regelmäßige Kontrollen der Behandlungssituation durch den Kieferorthopäden. Nur so kann beurteilt werden, ob sich die Zähne wie geplant bewegen, ob zusätzliche Hilfsmittel notwendig werden, ob die Mundhygiene ausreichend ist, Brackets oder Attachments intakt sind, die Aligner (=transparente Zahnschienen zur Korrektur der Zähne) schon gewechselt werden können u.v.m.
Viele Parameter kann der Kieferorthopäde dank moderner Technik heute auch durch KI-unterstütze Technologie und damit sogar aus der Ferne beurteilen. Dadurch hat der Arzt die maximale Kontrolle über den Therapieverlauf - und gleichzeitig muss der Patient weniger Zeit in der Praxis verbringen. Das Beste daran: Die virtuellen Kontrollen können von überall auf der Welt erfolgen. Egal wo man gerade ist, die Praxis hat die aktuelle Zahnsituation im Blick.
Um die Technik nutzen zu können, erhält der Patient eine Scan-Box von seinem Kieferorthopäden erklärt, die er anschließend mit nach Hause nehmen kann. Wenn der Patient sich die passende App auf sein Smartphone geladen hat, kann es auch schon losgehen:
Mit der Scan-Box und dem Smartphone fertigt der Patient in regelmäßigen Abständen kurze Videos und Bilder von seinen Zähnen an und schickt sie ganz bequem per Klick an die Praxis. Von einer komplexen Software werden sie mit Hilfe künstlicher Intelligenz analysiert und dem Arzt zur weiteren Prüfung zur Verfügung gestellt. Anhand der Voreinstellungen des Behandlers bekommt jeder Patient ein exakt auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Überwachungsprotokoll, denn jede Behandlung ist individuell - so, wie es auch jede Gewebereaktion auf die kieferorthopädische Therapie ist.
Der Kieferorthopäde kann z. B. genau bestimmen, ob der Patient seinen Aligner zur Zahnkorrektur bereits wechseln kann oder den aktuellen Aligner lieber noch etwas länger tragen sollte, weil die Zähne noch nicht das gewünschte Zwischenziel erreicht haben. Auch bei festen Zahnspangen kann man mittels der virtuellen Kontrolle erkennen, ob die Behandlung wie geplant verläuft. Wenn der Patient die Monitoring-App und die Scan-Box benutzt, kann der Behandler damit den Behandlungsverlauf in Echtzeit kontrollieren und dem Patienten zeitnah eine Rückmeldung über den Verlauf geben. Sollte eine Abweichung festgestellt werden, kann sich die Praxis sofort mit dem Patienten in Verbindung setzen, auch wenn der nächste Kontrolltermin in der Praxis erst in einigen Tagen oder Wochen vereinbart wurde. Das hat große Vorteile, denn so wird der Behandlungsfortschritt aktiv und nicht reaktiv kontrolliert und die Therapie verläuft insgesamt effizienter und präziser ab.
Häufig kann der Patient jederzeit selbst die Fortschritte der Behandlung verfolgen: Mit Hilfe einer Foto-Morphing-Technologie sieht er, wie sich seine Zähne bereits bewegt haben. Mit dem Praxisteam kann der Patient aber auch via App kommunizieren und so schnell Ratschläge bei Problemen erhalten.
Die Vorteile:
Nein! Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie wird natürlich nicht ersetzt und ist weiterhin essenziell für die Behandlungsplanung, -strategie und -kontrolle. Auch die wichtigen Termine in der Praxis finden weiterhin statt. Die digital unterstützte Behandlungskontrolle ermöglicht jedoch eine optimale Planung der Praxis-Termine, da unnötige Zwischentermine vermieden werden. Bei Notfällen kann der Fachzahnarzt auch aus der Ferne an jedem Tag der Woche Ratschläge geben, wenn das notwendig sein sollte. Kurz: Der Patient profitiert vom digitalen Workflow der Praxis, zu dem eben auch oftmals moderne Tools der Behandlungskommunikation- und -kontrolle gehören.
Sind die Daten sicher?
Natürlich hat Datenschutz oberste Priorität. Deswegen nutzen renommierte Anbieter modernste Technologien zum Schutz der persönlichen Patientendaten. Teams dieser Anbieter sorgen rund um die Uhr dafür, dass die App auf jedem Smartphone genutzt werden kann und die Daten dabei stets sicher sind. Nur der Patient, die Praxis und der APP-Anbieter haben im Normfall Zugriff auf die sensiblen Daten.
Um das erreichte Behandlungsergebnis zu stabilisieren, werden häufigst am Ende der aktiven Behandlungsphase feste Retainer und/oder herausnehmbare Retentionsschienen oder Retentionsspangen eingesetzt. Auch hier können intraorale Scans als Planungsgrundlage für die festen Retainer genutzt werden, die im CAD/CAM-Verfahren hergestellt werden. Die Nachtschienen bzw. -spangen können im 3D-Druck hergestellt werden. Bei vorliegendem Abschluss-Scan können die Nachtspangen jederzeit erneut angefertigt werden und der Patient muss nicht extra für einen Abdruck in die Praxis fahren - sondern erhält diese individuell gefertigte Schiene auf dem Postweg.
Ist die Behandlung erfolgreich abgeschlossen, gilt es, das neue Lächeln auch auf Dauer zu stabilisieren (Retention). Auch dafür kann eine Monitoring-App genutzt werden. Über drei- bis sechs-monatliche Scans bleibt der Patient auch langfristig mit seinem Kieferorthopäden in Verbindung. Dieser kann sofort reagieren, falls sich z. B. unerwünschte Zahnbewegungen zeigen sollten.
Der Einsatz modernster digitaler Technologien in der Kieferorthopädie verändert das klassische Berufsbild des Zahnarztes und Kieferorthopäden und seines Praxisteams. Auch wenn die manuellen Fähigkeiten weiterhin wichtig sind, verlagert sich ein Teil der Profession an den Bildschirm und die umfassende Beratung und Aufklärung wird immer wichtiger. Der Arzt übernimmt dabei die Rolle des nachhaltigen Gesundheitscoachs für seine Patienten. Die Patienten profitieren von der Erfahrung des Behandlers und der effizient nach neuesten Methoden geplanten und durchgeführten kieferorthopädischen Therapie.
Quellen: