Wenn der Kiefer schmerzt, kommen verschiedene Ursachen infrage. Was dahinterstecken kann, worauf man achten sollte und wann ein Gang zum Zahnarzt ansteht.
Bei Kieferschmerzen denkt man zunächst an ein Zahnproblem. Das ist auch naheliegend, denn Karies und Co. können auch den Kiefer in Mitleidenschaft ziehen. Doch Kieferschmerzen können auch noch andere Ursachen haben. In erster Linie sollte man an die folgenden Ursachen denken:
Zahnprobleme können auf vielfältige Weise Kieferschmerzen verursachen oder in den Kiefer ausstrahlen. Dazu gehören zum Beispiel:
Kiefergelenksprobleme werden in der Fachsprache auch als kraniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, bezeichnet. Diese kann wiederum viele verschiedene Ursachen haben: Zähneknirschen, Zähnepressen, Fingernägelkauen, Zahnfehlstellungen und veränderte Zahnkontakte können dazu führen, dass Kaumuskulatur und Kiefergelenke zu stark oder falsch belastet werden. Aber auch Fehlhaltungen des Kopfes oder Verletzungen wie beispielsweise ein Schleudertrauma kommen als Ursachen infrage. Eine CMD kann sich durch verschiedenste Symptome äußern. Typisch sind neben Schmerzen im Kiefer und Kiefergelenk auch Kopfschmerzen, Nacken- und Schulterverspannungen, Einschränkungen bei der Mundöffnung und ein Reiben oder Knacken im Kiefergelenk.
Bei Kieferschmerzen nach einem entsprechenden Unfall – zum Beispiel einem Verkehrsunfall, Sturz oder einer Sportverletzung – muss man immer an eine Kieferverletzung denken und sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Denn Kieferverletzungen können schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen, wenn sie nicht richtig behandelt werden.
Viele Menschen knirschen mit den Zähnen oder pressen sie aufeinander, vor allem während des Schlafs. Das nennt man auch Bruxismus. Es kann zu einer übermäßigen Belastung des Kiefergelenks führen und im Laufe der Zeit Schmerzen und andere Probleme verursachen. Stress ist eine, aber nicht die einzige Ursache von Bruxismus.
Auch eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) kann Schmerzen im Oberkiefer und in den oberen Backenzähnen verursachen. Das kann sich anfühlen wie Zahnschmerzen oder Kieferschmerzen. Typischerweise werden die Schmerzen intensiver, wenn man sich nach vorne beugt. Rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma) kann auch das Kiefergelenk schmerzhaft befallen. Selten kann auch ein Migräneschmerz isoliert im Unterkiefer auftreten. Bei Brustschmerzen, die in den Kiefer ausstrahlen, sollte man immer an einen Herzinfarkt denken.
In der Regel ist der Zahnarzt der erste Ansprechpartner bei Kieferschmerzen. Anhand der Anamnese erhält er erste Anhaltspunkte für mögliche Ursachen der Kieferschmerzen: Er fragt nach Art, Dauer und Intensität der Schmerzen, auslösenden Faktoren und Begleitsymptomen. Auch Informationen zu Zahnproblemen, Verletzungen, Operationen, Medikamenteneinnahme, Stressfaktoren und allgemeinen Gesundheitsproblemen sind wichtig. Hilfreich ist neben der Untersuchung von Mund, Zähnen und Kiefern auch das Abtasten des Kiefergelenks und der umgebenden Muskulatur. Dabei wird auch die Beweglichkeit und Funktion des Kiefers überprüft.
Bei Bedarf kann der Zahnarzt weitere Diagnostik einleiten, beispielsweise ein Röntgenbild oder CT. Bei Verdacht auf ein Kiefergelenksproblem (CMD) sollte eine Funktionsanalyse durch einen darin ausgebildeten Kieferorthopäden oder Zahnarzt erfolgen.
Ist die Diagnose gestellt, kann der Arzt, Zahnarzt oder Kieferorthopäde einen Behandlungsplan vorschlagen. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Grundsätzlich kommen Medikamente, Physiotherapie, bei stressbedingten Kieferschmerzen auch Psychotherapie und Entspannungsverfahren infrage. Bei Bruxismus kann auch eine Knirscherschiene für Entspannung sorgen. Wenn es sich um ein kieferorthopädisches Problem handelt, kann eine kieferorthopädische Behandlung mit Zahnspange oder Aligner angezeigt sein – auch bei erwachsenen Patienten.
Kieferschmerzen können viele mögliche Ursachen haben und erfordern eine gründliche Untersuchung, um eine genaue Diagnose zu stellen. Daher ist es wichtig, bei anhaltenden oder wiederkehrenden Kieferschmerzen einen Zahnarzt, Kieferorthopäden oder Arzt aufzusuchen. In der Regel sind die Ursachen behandelbar – und viele von ihnen sind durch gute Zahnpflege und regelmäßige Zahnarztbesuche vermeidbar. Es lohnt sich also, auf eine gute Mund- und Zahngesundheit zu achten.
Quellen: