Endlich keine schiefen Zähne mehr! Dieser Wunsch ist für viele der Hauptgrund, weshalb sie eine Praxis für Kieferorthopädie aufsuchen. Aber oft ist zu wenig Platz für alle Zähne im Kiefer. Damit keine gesunden Zähne zur Platzgewinnung gezogen werden müssen, ist eine Option, zwischen den Zähnen geringfügig Zahnschmelz wegzupolieren.
Gerade im Bereich der Aligner-Therapie ist die digitale Behandlungsplanung Standard. Zu Beginn werden die Zahnbögen und Kiefer mit einem Intraoralscanner abgescannt. Die erzeugten Dateien sind die Grundlage der ärztlichen Behandlungsplanung. Moderne Software-Programme und KI unterstützen den Planungsprozess und vermessen die Zahn- und Kieferbreite. Die Software berechnet das Ausmaß des Platzmangels und macht Vorschläge, durch welche Maßnahmen die Zähne optimal ausgerichtet werden können. Der Kieferorthopäde entscheidet,
ASR (approximale Schmelzreduktion), IPR (inter proximal reduction) oder “Stripping” der Zähne wird auch als seitlicher Zahnschmelzabtrag bezeichnet – eine Technik, die routinemäßig von Fachzahnärzten für Kieferorthopädie oder Zahnärzten insbesondere zur Platzgewinnung bei Engstand eingesetzt wird. Dabei werden die Kontaktflächen einzelner Zähne – oft im Frontzahnbereich – zu ihrem jeweiligen Nachbarzahn hin mit dünnen Diamantstreifen oder Diamantscheiben poliert und so die Zahnbreite um winzige zehntel Millimeter reduziert. Es wird also nur eine geringe Menge Zahnschmelz wegpoliert.
Diese gängige Methode bringt vor allem bei der Behandlung Erwachsener viele Vorteile mit sich. Denn sie haben häufig einen Engstand der Zähne. Mit ASR lässt sich der fehlende Platz ausgleichen, ohne dass dafür Zähne gezogen werden müssen. Vor allem im Rahmen der Aligner-Therapie kommt der ASR eine große Bedeutung zu: Sie schafft den Raum für erforderliche Zahnbewegungen, um Zähne letztlich in ihre korrekte Position bewegen zu können. Dies setzt natürlich voraus, dass die Aligner-Behandlung in einer kieferorthopädischen Praxis mit entsprechend ausgebildeten Fachzahnärzten für Kieferorthopädie durchgeführt wird. Von einer „Self-made-Schmelzpolitur“ mittels Nagelfeile vor dem heimischen Spiegel ist dringend abzuraten!
Größere Kontaktflächen zwischen den Zähnen erhöhen die Stabilität
Durch das Polieren der seitlichen Zahnkontaktflächen von punktförmig zu flächig werden diese zudem vergrößert. Das gewährleistet eine bessere Stabilität des erzielten Therapieergebnisses. Ein weiterer Vorteil: Da keine Zähne gezogen werden müssen, ist auch kein Schließen großer Extraktionslücken erforderlich. So sind insgesamt weniger Zahnbewegungen nötig. Womit wir bei einem weiteren Pluspunkt der Schmelzpolitur wären: der Verkürzung der Gesamtbehandlungsdauer.
Auch hinsichtlich Ästhetik hat die Methode Vorteile. Denn das Erscheinungsbild der Frontzähne lässt sich dabei optimieren. Sogenannte „schwarze Dreiecke“, aufgrund extrem dreieckiger Zahnformen und der damit einhergehenden Vergrößerung der Zahnzwischenräume entstehen, können beseitigt werden. Aber auch von Natur aus unschöne Zahnformen sind mithilfe einer Schmelzpolitur ebenso korrigierbar wie beispielsweise zu voluminöse Zahnfüllungen. Beim “Denticuring” können kleine Korrekturen einen großen Effekt bewirken. Sollte das Ausmaß der schwarzen Dreiecke zu groß sein, können Kunststoffaufbauten, Veneers oder eine Zahnfleischplastik Abhilfe schaffen.
In der Regel werden nur bleibende Zähne seitlich poliert. Im Milchgebiss findet diese Technik nur in Ausnahmefällen ihre Anwendung, z. B. wenn fehlender Platz für den Durchbruch eines bleibenden Zahns geschaffen oder Zwangsbisse und Frühkontakte durch Schmelzpolitur von Milchzahnhöckern beseitigt werden sollen.
Zahnflächen danach viel glatter als zuvor
Eine approximale Schmelzpolitur kann manuell oder mithilfe von rotierenden Instrumenten erfolgen. Das ist nicht schmerzhaft und fühlt sich in etwa so an wie eine Zahnsteinentfernung. Dass dabei minimal Zahnschmelz abgetragen wird, ist ausdrücklich gewünscht. Anschließend werden die bearbeiteten Flächen hochglanzpoliert, wodurch die Zähne viel glatter werden als zuvor. Das macht sie sogar weniger anfällig für das Anhaften von kariesfördernder Plaque. Zur Remineralisierung der Schmelzflächen, welche neun bis zwölf Monate dauert, sowie zur Kariesprophylaxe wird abschließend eine Tiefenfluoridierung durchgeführt.
Richtig durchgeführt ist ASR unschädlich für die Zähne. Studien haben gezeigt, dass die Zähne dadurch weder anfälliger für Karies noch temperaturempfindlicher werden. Lässt sich durch das Verfahren die Extraktion eines Zahns vermeiden, ist es auch deutlich weniger invasiv.
Fazit:
Durch die sanfte Schmelzpolitur kann die Extraktion gesunder Zähne vermieden werden, die Zähne werden nicht aus dem Knochen bewegt und das Behandlungsergebnis kann durch die flächigen Kontaktpunkte besser stabilisiert werden.
Quellen: