Unsichtbar, schnell und fast im Schlaf soll die Zahnkorrektur mit herausnehmbaren Schienen funktionieren. So suggeriert es zumindest die Werbung mancher Aligner-Anbieter. Ganz so einfach ist dann aber meistens doch nicht. Der erfahrene Fachzahnarzt für Kieferorthopädie rät zum Beispiel häufig zum Einsatz von Attachments. Wofür die Kunststoff-Aufsätze gut sind, wie sie wirken und was bei der Aligner-Behandlung mit Attachments zu beachten ist.
Aligner sind herausnehmbare Zahnschienen, die zur Korrektur der Zähne eingesetzt werden. Seit inzwischen zwanzig Jahren hat sich die Aligner-Therapie in Deutschland etabliert und permanent weiterentwickelt. In der Hand des Fachzahnarztes für Kieferorthopädie sind sie eine Behandlungsalternative zur klassischen festen Zahnspange für fast alle kieferorthopädischen Indikationen (mehr zum Thema Aligner-Therapie beim Kieferorthopäden auf www.medondo.health).
Die Wirkungsweisen von festen Zahnspangen und Alignern unterscheiden sich allerdings in einigen Punkten. Bei einer festen Zahnspange wird ein Bracket in einer definierten Position auf den Zahn geklebt, durch das der Drahtbogen verläuft. Der Bogen übt einen Zug auf den Zahn aus, wodurch sich der Zahn bewegt. Über die Drahtqualität, den Querschnitt und die Dicke des Bogens lässt sich die Kraftwirkung beeinflussen. Durch das Wechseln der Bögen wird der Behandlungsfortschritt erreicht.
Bei einem Aligner wird allein durch das elastische Kunststoff-Material Druck auf die Zähne übertragen. Außerdem kann die Länge des Schienenrands den Sitz des Aligners und die Kraftübertragung mitbestimmen. In jeden Aligner sind schrittweise die gewünschten Zielpositionen der Zähne eingearbeitet. Wenn der Patient den neuen Aligner einsetzt, spürt er einen leichten Druck, der auf die Differenz der aktuellen Zahnposition und der vorprogrammierten Zahnposition im Aligner zurückzuführen ist.
Dank der Elastizität des Aligners werden die Zähne in die gewünschte Position bewegt. Durch das regelmäßige Wechseln der Aligner kommt der Patient stufenweise dem vorbestimmten Behandlungsziel näher. Grundsätzlich ist zu sagen: Attachments sind die perfekten „Knöpfe“ zur Kraftübertragung an den Zahn – und damit für ein gesundes Behandlungsergebnis. Denn: Attachment bieten die beste Grundlage für komplexe Zahn- und Wurzelbewegungen.
Bedenken, dass die kleinen „Helfer“ so stark sichtbar sind, dass es dem Gegenüber im (Geschäfts-) Alltag unangenehm auffällt sind, absolut nicht nötig. Zahlreiche Patienten/innen berichten, dass das Umfeld eher überrascht ist, wenn man erzählt, dass man Aligner mit Attachments trägt, da die Behandlung nahezu transparent durchgeführt wird – eben „fast unsichtbar“.
In ein Bracket sind dreidimensionale Werte einprogrammiert, die die optimale Zahnposition vorgeben. Je stärker der Drahtbogen in die Aussparung im Bracket (man spricht von Bracketschlitz, Bracketschloss oder Slot) drückt, umso genauer wird der Zahn bewegt. Damit sind exakte Bewegungen des Zahns in jede Richtung möglich. Bei Alignern wird die Kraftübertragung nur durch das am Zahn anliegende Schienenmaterial bestimmt. Bei zu kurzen Zahnkronen oder sehr schmalen Zähnen wird die Kraftübertragung eingeschränkt, da die Zahnoberfläche reduziert ist. Um diesem Effekt entgegen zu wirken, kann die Zahnoberfläche künstlich erhöht werden. Dazu werden aus Füllungskunststoff in Zahnfarbe kleine Erhebungen auf den Zahn aufgebracht, die Attachments genannt werden. Anfänglich wurden nur oval geformte Attachments verwendet, die wie Griffe wirkten, damit die Schienen besser saßen.
Mit dem wachsenden Anspruch von Kieferorthopäden und Patienten und dem Wunsch, auch schwierige Zahnfehlstellungen mit transparenten Schienen behandeln zu können, sind auch die Anforderungen an die zur Verfügung stehenden Attachments gewachsen.
Komplexe Software-Algorithmen berechnen die für die erforderlichen Zahnbewegungen notwendigen Attachments auf biomechanischer Grundlage. Für die unterschiedlichen Zahnbewegungen wie Drehungen, Kippungen der Zahnkrone oder Zahnwurzel, das Schließen einer Zahnlücke oder die Änderung der Zahnhöhe können zusätzliche Attachments unterschiedlicher Form erforderlich werden, um den Zahn optimal mit seiner Zahnwurzel zu bewegen.
Bei der Positionierung der von der Software errechneten Attachments ist die Expertise des Fachzahnarztes für Kieferorthopädie gefragt. Bei der Überprüfung des Behandlungsplans setzt er die Attachments so auf den Zahn auf, dass die Zahnbewegung durch den Aligner optimal unterstützt und das bestmögliche Behandlungsergebnis erreicht wird. Größe und Form der Attachments können dabei stark variieren. Außerdem können Attachments sowohl auf der Innenseite als auch auf der Außenseite der Zähne platziert werden. Im Oberkiefer muss der Kieferorthopäde allerdings beachten, dass der Patient nicht auf die Attachments beißt, sofern der Effekt zur Bissveränderung nicht sogar therapeutisch gewünscht ist.
Bei den Behandlungskontrollen im Rahmen einer Aligner-Therapie überprüft der Kieferorthopäde:
• den Sitz der Schienen
• ob alle Attachments noch vorhanden sind
• ob sich die Attachments abgenutzt haben
• ob die Zahnzwischenräume eine Bewegung zulassen oder ob sich die Zähne gegenseitig blockieren
• ob sich die Zähne entsprechend der geplanten Simulation mit bewegt haben
• ob der Biss sich verändert hat
• die Zahnpflege und den Zustand des Zahnfleischs
Wenn Sie bemerken, dass eine Schiene auch nach mehreren Tagen nicht richtig sitzt, dass sich ein Attachment gelöst hat oder dass Sie mit Zahnseide nicht mehr in die Zahnzwischenräume kommen, sollten Sie Ihren Kieferorthopäden kontaktieren.
Wer auf Präzision und Perfektion Wert legt, sollte auf Attachments als notwendiges Mittel zur optimalen Kraftüberragung oder zum besseren Halt der Schienen nicht verzichten. Ob Attachments erforderlich sind, in welcher Anzahl und auf welchen Zähnen, wird für jede Behandlungssituation individuell vom Fachzahnarzt geplant.
Quellen: