Investigativreporterin Judith Henke von der WELT hat in ihrer neuen Serie “Die Netz-Checkerin” untersucht, wie seriös das Marketing mit Promis und Influencern ist, die mit Rabattcodes auch für Zahnkorrekturen gewerblicher Aligneranbieter werben. TV-Shows und der Verbraucherschutz hatten sich in der Vergangenheit ebenfalls mit dem Thema gewerbliche Anbieter von Zahnschienen auseinandergesetzt.
Hinter den Onlineanbietern von Zahnkorrekturen stecken meist gewerbliche Aligner-Startups, die nicht der Aufsicht von Zahnärztekammern unterliegen. So umgehen sie die berufsrechtlichen Vorgaben und Kontrollen durch die Ärztekammern. Sie mieten sich in Zahnarztpraxen ein oder gehen Kooperationen mit Zahnärzten ein, um vor den Kunden den Schein zu wahren. Bisher waren Zahnkorrekturen approbierten Zahnärzten und Kieferorthopäden (Fachzahnärzten) vorbehalten.
Die gewerblichen Aligneranbieter berufen sich oft darauf, dass sie nur kleine und kosmetische Zahnkorrekturen vornehmen. Im diffizilen Kausystem ist die Grenze zwischen Kosmetik und Funktion nur sehr schwer zu ziehen. Schon durch kleinste Veränderungen kann das cranio-mandibuläre System aus dem Gleichgewicht gebracht werden und sich eine Dysfunktion (CMD) entwickeln.
Im ärztlichen Gespräch werden die Wünsche und Vorstellungen des Patienten der medizinischen Diagnose und den therapeutischen Möglichkeiten gegenüber gestellt. Dazu gehört auch die Aufklärung über Risiken, Nebenwirkungen, Therapiealternativen und die Retentionsphase nach der abgeschlossenen Behandlung zur Stabilisierung des Behandlungsergebnisses. Außerdem hat der Patient die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ein Intraoralscan zur Analyse der Gebisssituation ist nur ein Bestandteil der Diagnose. Zu einer umfassenden Diagnostik gehören in der Kieferorthopädie außerdem die klinische Untersuchung, Röntgenbilder und Fotos. Eine gründliche medizinische Allgemeinanamnese und die Begutachtung des Parodontalstatus sind selbstverständlich.
Laut Werbung und positiven Statements der Influencer verläuft die Alignerbehandlung ganz unkompliziert, ohne Attachments und ist viel günstiger und schneller als beim Kieferorthopäden. Aber was passiert, wenn sich die Zähne nicht in der geplanten Weise bewegen oder der Biss plötzlich nicht mehr stimmt? Bei gewerblichen Anbietern hat der Kunde oft keinen festen Ansprechpartner oder Arzt. Wendet sich der Kunde an die Praxis oder den Shop, der den initialen Scan der Zähne durchgeführt hat, stellt sich heraus, dass physisch niemand für die Kontrolle des Behandlungsverlaufs oder Probleme verantwortlich ist. Die Behandlungskontrollen finden meist online über eine App statt und die regelmäßige physische Begutachtung durch den Kieferorthopäden oder Zahnarzt fehlt. Spätestens bei Problemen hat der Kunde seine Zahnkorrektur teuer bezahlt.
Hier geht`s zum Artikel aus der WELT:
FAZIT
Ein Gespräch mit dem Experten für Zähne und Kiefergelenk hilft Chancen und Risiken zu sehen und verstehen, denn der Online-Anbieter ist häufig nicht der Gesundheitsprofi für den er vom Endverbraucher gehalten wird.
Quellen: