Wer Probleme mit Nacken, Schultern oder Rücken hat, sollte auch an sein Gebiss denken. Denn solche Beschwerden sind nicht selten auf Zahn- und Kieferfehlstellungen zurückzuführen, die während des Wachstums entstanden sind. Werden diese bereits bei Kindern und Jugendlichen erkannt, ganzheitlich betrachtet und ursächlich therapiert, können schmerzhafte Folgen verhindert werden – zum Beispiel mit funktionskieferorthopädischen Zahnspangen wie dem Bionator.
„Oh, bist Du aber gewachsen!“ Wer kennt ihn nicht, den meist mit großer Verwunderung ausgesprochenen Satz von Oma, wenn sie beim familiären Wiedersehen auf ihre Enkel trifft. Auch wenn man sich gerade erst gesehen hatte und der Nachwuchs in dieser kurzen Zeit gar nicht gewachsen sein kann, hat Oma hier nicht ganz unrecht. Denn Kinder und Jugendliche wachsen teils tatsächlich mit einer immensen Geschwindigkeit. Das Wachstum im zweiten und dritten Lebensjahr ist beispielsweise so intensiv, dass sich die Körperlänge verdoppelt. Im Alter von 12 bis 16 Jahren steigt die Kurve des Körperwachstums erneut steil an und der Nachwuchs legt deutlich an Größe zu. Bis zu 9 cm kann der jährliche Zuwachs an Körperhöhe während der Pubertät bei Jungen und bis zu 6 cm bei Mädchen betragen.
Was das Wachstum des Schädels betrifft, verläuft dieses je nach Schädelbereich unterschiedlich schnell. Während der Hirnschädel – jener Teil, der das Gehirn umgibt – bereits im Alter von 10 Jahren nahezu „ausgewachsen“ ist, sieht es beim Gesichtsschädel völlig anders aus. Hier stehen bei der Entwicklung des Ober- und Unterkieferkomplexes in den ersten fünf Lebensjahren noch ca. 55 bis 60 Prozent und zwischen dem 5. und 20. Lebensjahr etwa 35 Prozent Restwachstum aus. Diesen Umstand macht sich die sogenannte Funktionskieferorthopädie (FKO) mit Bionator, Aktivator, Twinblock, Funktionsregler und anderen funktionellen Zahnspangen zunutze.
Entwickeln sich Zähne und Kiefer während des Wachstums nicht wie von der Natur vorgesehen oder liegen Funktionsstörungen vor, bilden sich Fehlstellungen heraus, die weitreichende Folgen haben können. Und zwar nicht nur für die Entwicklung des Mund-Kiefer- und Gesichtsbereichs, sondern auch für den gesamten Körper. FKO-Geräte wie der Bionator können hier lenkend eingreifen und die Gebiss- und Kieferentwicklung während der Wachstumsphase des Gesichtsschädels steuern. Darüber hinaus regulieren sie Zungen-, Lippen- und Wangenmuskulatur und beheben muskuläre Fehlfunktionen, stimulieren das Lymphsystem und haben positiven Einfluss auf die Entwicklung der Nasenhöhle und Nebenhöhlen. Die Atmung wird dadurch verbessert.
Besonders gute Wirkung in der Pubertät
Die Pubertät mit ihrem beschleunigten Wachstum spielt für den erfolgreichen Einsatz funktionskieferorthopädischer Apparaturen wie des Bionators eine große Rolle. Denn unmittelbar vor oder während des Wachstumsschubs können diese Behandlungsgeräte die Lage des Oberkiefers zum Unterkiefer enorm beeinflussen. Durch entsprechende Reizausübung, die je nach Gerätedesign variiert, wird der in seiner Entwicklung zurückgebliebene Kiefer stimuliert und so die Lage von Ober- und Unterkiefer zueinander harmonisiert. Die Tätigkeit der Muskeln normalisiert sich und vorhandene Fehlfunktionen werden dauerhaft beseitigt.
Bionator: beliebt und absolut zuverlässig
Funktionskieferorthopädische Behandlungsapparaturen gibt es viele. Neben dem Aktivator oder Funktionsregler wird in Mitteleuropa insbesondere der Bionator häufig eingesetzt. Das von Wilhelm Balters Anfang der 1950er Jahre entwickelte FKO-Gerät ist eine herausnehmbare Zahnspange, die ausschließlich an den Zähnen verankert ist. Sie steuert das Wachstum von Ober- bzw. Unterkiefer und beseitigt Abweichungen der Bisslage. Gleichzeitig werden die Zahnbögen regulierend ausgeformt.
Durch diese ursächliche Behandlung von Fehlentwicklungen während der Wachstumsphase können nicht nur die sogenannte Okklusion, das Ineinander-Beißen von oberen und unteren Zähnen, sondern auch das Gesichtsprofil günstig beeinflusst werden. Darüber hinaus wirkt sich die Korrektur von Zähnen und Kiefern auch positiv auf den ganzen Körper aus. Es ist also ein ganzheitlich ausgerichteter Therapieansatz. So können die Kopf- und Körperhaltung sowie Atmung verbessert und z. B. eine Mundatmung in eine physiologische Nasenatmung überführt werden. Die Muskulatur kann gelockert und die Entwicklung des gesamten Mundraums gefördert werden. Der Bionator kommt meist bei Kindern und Jugendlichen, in bestimmten Fällen aber auch bei Erwachsenen als Biognathor zur Anwendung. Unter anderem sind diverse Wirbelsäulenprobleme, beispielsweise im Schulter- oder Nackenbereich, mithilfe dieses Geräts zielführend therapierbar, ähnlich wie mit einer Aufbissschiene bei der Kiefergelenksbehandlung.
Der Bionator besteht aus einem beide Kiefer umfassenden Kunststoffkörper sowie dem Lippenbogen mit Wangen-Schlaufe (Buccinatorschlaufe) und dem Zungenbügel. Der Zungenbügel beeinflusst die Zunge beim Schlucken. Der Bionator sollte nicht nur nachts, sondern auch tagsüber getragen werden. Das hat den großen Vorteil, dass das Gerät durch die zusätzliche natürliche Beanspruchung des Kausystems am Tage – beispielsweise beim Schlucken oder Sprechen – seine Wirkung noch besser entfalten kann. Der Bionator liegt locker im Mundraum und ist wie ein Turngerät für den Mund. Zudem ist der Bionator mit anderen Behandlungsapparaturen kombinierbar, etwa mit einem Außenbogen. Muskuläre Fehlfunktionen sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen werden dadurch schneller beseitigt.
Drei verschiedene Versionen gibt es beim Bionator. Welche Variante am besten geeignet ist, entscheidet der behandelnde Fachzahnarzt für Kieferorthopädie. Neben dem Grundgerät, das bei einem Überbiss (Unterkiefer ist zu weit hinten) eingesetzt wird, gibt es das Abschirmgerät. Dieses kommt bei offenen Bissen zur Anwendung, wenn sich obere und untere Zähne in der Front oder im seitlichen Zahnbereich beim Zusammenbeißen nicht berühren. Hat der Patient hingegen einen Vorbiss (Unterkiefer steht zu weit vor), wird das Umkehrgerät eingesetzt. Alle drei Varianten unterscheiden sich durch ihr spezielles Design, welches durch den behandelnden Fachzahnarzt für Kieferorthopädie individuell und gezielt an die jeweilige Behandlungssituation angepasst wird.
Damit der Bionator größtmögliche Therapieerfolge ermöglicht, muss allerdings eine Voraussetzung zwingend erfüllt sein: Das Gerät muss regelmäßig getragen werden. Die genaue Tragezeit – tagsüber und nachts und wie lange genau – legt der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie fest. Oft erweist sich auch eine begleitende Behandlung durch andere Fachdisziplinen wie HNO-Heilkunde, Logopädie, Physiotherapie oder Osteopathie als äußerst vorteilhaft.
Quellen: